Chup Friemert,
Hegel. Philosophie der Kunst. Bearbeitete Mitschriften,
Hamburg (Materialverlag) 2012
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Zum Vorliegenden
Entgipsen nannte
Brecht das Verfahren, das Hanns Eisler seinerzeit anwandte, um Gedichte von
Hölderlin zu
vergegenwärtigen.
Entgipsen möchte ich auch mein Verfahren nennen, um Hegel für Künstler lesbar
zu machen.
Vier studentische
Mitschriften der Vorlesungen „Philosophie der Kunst“, die Hegel mehrfach hielt,
und die in
kurzer Folge
zwischen 1995 und 2005 ediert worden sind, bilden die Basis des vorliegenden
Buches. Es möchte
eine Lesart des
Hegelschen Denkens vorlegen, um die Debatten unter Künstlern anzuregen und zu
befeuern,
weniger, um eine
philosophische Diskussion über Kunst oder das System der Künste zu ernähren.
Der Text
versucht,
möglichst die eigenartigen Formulierungen Hegels zu erhalten, also auch die
Mitschriften zu
respektieren.
Die Quellenlage
zum Hegelschen Denken über Kunst ist bekanntlich verzwickt. Nach dem Tod des
Meisters machte
sich einer seiner Hörer, Heinrich Gustav Hotho, daran, aus seiner Mitschrift
und der anderer
Hörer ein Werk
zusammenzuschreiben. Vier Jahre nach dem Tod Hegels erschien dann 1835 ein
dreibändigesWerk unter dem Titel „Ästhetik“. Das Buch ist schwer lesbar, es ist
eher der Versuch, ein abgeschlossenes
System des
Denkens über die Kunst vorzulegen und dieses dann gewissermaßen Hegel
unterzuschieben, als eine
Darstellung des
Denkens von Hegel über die Kunst. Der bewegliche Geist des Denkers Hegel ist in
der„Ästhetik“ Hothos jedenfalls nicht zu erkennen. Dagegen zeigen alle vier
Mitschriften einen Hegel, der über die
Kunst denkt und
nicht einen, der abschließend konstruiert, wenn er über Kunst philosophiert.
Die vier
Mitschriften von Hörern der Hegelschen Vorlesungen zur „Philosophie der Kunst“,
auf die sich
dieser Text
gründet, sind: die Mitschrift der Vorlesung aus dem Wintersemester 1820/21 von
Wilhelm von
Ascheberg, dann
die Mitschrift der Vorlesung aus dem Sommer 1823 von Heinrich Gustav Hotho und
dann noch
zwei Mitschriften
der Vorlesung vom Sommer 1826, eine von Friedrich Carl Hermann Victor von
Kehler und
eine von P. von
der Pfordten.
Die Arbeit für
das Buch, also das Arbeitsverfahren des Entgipsens, verlief in mehreren Etappen
oder
Durchgängen. Im
ersten Durchgang entstanden Exzerpte aus den vier Mitschriften, die sich von
der Absicht
leiten ließen,
Hegel für Künstler zugänglich zu machen. Weggelassen wurden die oft
ausführlichen,
mäandernden und
umwegigen Darlegungen Hegels zur Methodik des Denkens, ausdrücklich erhalten
bleiben
sollte das
kenntnisreiche, lebendige, immer wieder umkreisende und sich so bewegende, auch
weiterbewegende
Bedenken der
Künste, das Hegel vorführt.
Im nächsten
Schritt wurden die vier Exzerpte verglichen und zu einem fortlaufenden neuen
Text
zusammengefügt,
gewissermaßen montiert und mehrfach überarbeitet. Gleichwohl bleibt in der
vorgelegten
Druckfassung
Absatz für Absatz die Herkunft der neu gebildeten Formulierungen aus den
unterschiedlichen
Mitschriften
farbig unterschieden nachvollziehbar. So kann sich der Leser jederzeit in den
originalen
Mitschriften über
die Umgebung des jeweiligen Absatzes informieren und überprüfen, in welchem
Grad der
laufende Text von
den Vorlagen abweicht oder für seine jeweiligen Zwecke ergänzt werden muss.
Das Vorliegende
ist also gegenüber Hegels Vorlesung ein vielfach Vermitteltes: es entstanden
auf der
Grundlage von
Mitschriften (1. Vermittlung) Exzerpte (2. Vermittlung), sodann aus diesen
Exzerpten ein
veränderter Text
(3. Vermittlung), der, wie der Titel des Buches vorgibt, wohl als Bearbeitung
bezeichnet
werden darf.
(Vorwort von Chup Friemert)
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Inhalt
Einleitung
Nähere Betrachtung der Kategorie des Scheins
Das Kunstwerk ist vom Menschen produziert
Das Kunstwerk ist für den Sinn gemacht
Das Sinnliche der Kunst
Das Kunstwerk hat einen Zweck
Der Begriff der Kunst
Die Gliederung der Kunstwelt
Symbolische Kunst
Klassische Kunst
Romantische Kunst
Der allgemeine Teil
Das Schöne überhaupt
Von der schönen Betrachtung natürlicher Gebilde
Das schöne Natürliche
Die Form als abstrakte Einheit
Die Materie als abstrakte Einheit
Kunstschönheit und Lebendigkeit
Das Ideal
Die äußerliche Welt als Zustand
Der besondere Zustand, die Situation
Die Reaktion gegen die Situation
Die äußerliche Umgebung
Das Kunstwerk und der Künstler
Drei Kunstformen
Die symbolische Kunstform
Die klassische Kunstform
Die romantische Kunstform
Der religiöse Kreis
Der weltliche Kreis
Der Formalismus der Subjektivität
Der besondere Teil
Die bildenden Künste - Architektur
Die symbolische Baukunst
Die klassische Baukunst
Die gotische oder romantische Baukunst
Die bildenden Künste - Skulptur
Die bildenden Künste - Malerei
Die tönende Kunst - Musik
Die redenden Künste
Die epische Poesie
Die lyrische Poesie
Die dramatische Poesie
Das Epos
Das Lyrische
Die dramatische Poesie
Tragödie und Komödie
Die klassische Tragödie
Die moderne Tragödie - Drama
Die Komödie
Ende
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